Thema des LK Deutsch, 1. Semester: Kommunikation und Kommunikationsmodelle

Die Schülerinnen und Schüler haben sich der Aufgabe angenommen einen Kommentar zu der Frage zu verfassen, ob der Roman „Gut gegen Nordwind“ ein Beispiel für Kommunikationskunst auf höchstem Niveau ist.

Einige Ergebnisse sehen Sie im Folgenden.

„Gut gegen Nordwind“ – eine völlig neue Idee der Liebeskommunikation

„Gut gegen Nordwind“; der Roman von Daniel Gattauer, erschienen im Jahr 2006, ist die moderne Version eines Briefromans über eine Internet-Liebe.

Doch ist dies Kommunikationskunst auf hohem Niveau?

Anonyme Liebe

Die Hauptpersonen Leo Leike und Emmi Rothner kommunizieren ausschließlich über E-Mails. Obwohl sich beide nicht kennen oder begegnet sind, entwickelt sich eine Art Liebe zwischen ihnen.

Im Laufe der Zeit wird aus der eher geschäftlichen Beziehung eine sehr innige. Leo und Emmi schreiben über intime Dinge wie Sex und werden von Tag zu Tag persönlicher.

Der Autor des Romans gliederte das Buch in neun Kapitel. Die E- Mails der Hauptpersonen sind größtenteils einfach geschrieben. Leo Leike und Emmi Rothner verwenden Ironie und Sarkasmus, dies lässt den Roman amüsant erscheinen und lockert die Stimmung beiden Charaktere etwas auf.

Durch eine Häufung rhetorischer Fragen wird das Gespräch der beiden ständig beeinflusst, da der jeweils andere zum Nachdenken aufgefordert wird.

Ist das noch Kommunikation?

Um erfolgreich kommunizieren zu können, sollten die Unterhaltungen oder der Schriftverkehr nicht einseitig, sondern ausgeglichen sein.

Im Roman von Gattauer ist ein ausgewogener E-Mail-Anteil der beiden Hauptpersonen zu erkennen. Dies spricht als positives Argument für eine gelungene Kommunikation.

Jedoch ist es unmöglich die Mimik und Gestik eines Menschen in einer E-Mail zu erkennen oder zu beobachten. Die sonst wichtigsten Aspekte einer Kommunikation können nicht gezeigt werden.

Allerdings versuchen die beiden Charaktere ihre Emotionen in den kurzen Nachrichten zu zeigen und darzustellen.

Da Emmi und Lea aufeinander eingehen und die Standpunkte des jeweils anderen respektieren, ist dies gelungene Kommunikation.

Der Autor von „Gut gegen Nordwind“ stellt einen Bezug zum heutigen Zeitalter her, indem die Menschen ausschließlich digital kommunizieren. Er wollte den Lesern beweisen, dass man miteinander kommunizieren kann, obwohl man zum Beispiel nur den schriftlichen Kontakt pflegt.

Aber ist das nun Kommunikationskunst auf höherem Niveau?

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Glattauer seinen Roman auf höchstem Niveau der Kommunikationskunst geschrieben hat, da trotz der Beschränkung auf den Schriftverehr eine gute Kommunikation der beiden Hauptfiguren besteht.

Die Emotionen der beiden Hauptfiguren versucht er trotz fehlender Mimik und Gestik in den einzelnen E-Mails zu verdeutlichen und das ist ihm sehr gut gelungen.

„Like“ – Nichts für jeden!

Emmi Rothner und Leo Leike aus dem Roman „Gut gegen Nordwind“, der von Daniel Glattauer verfasst wurde, befinden sich auf einer sprachlich höheren Ebene – Das ist jedem aufgefallen. Nun stellt sich die Frage, ob das „Kommunikationskunst auf höchstem Niveau“ ist.

Romantisch gelungene Gestaltung:

Einerseits würde man sagen: „Ja, das ist Kommunikationskunst“, da nicht jeder diese wunderbar gelungene Gestaltung der Sprache verstehen würde. Durch diesen „undefinierbaren Jugendslang“ gerät die wahre, klare Deutsche Sprache immer mehr und mehr in Vergessenheit und wird nicht mehr von jedem so wertgeschätzt, wie von unserer Emmi und unserem Sprachpsychologen Leo.

Jedoch kommunizieren die beiden nur über das Internet, schreiben sich die ganze Zeit E-Mails, bei denen sie sich genau überlegen können, was sie nun schreiben. So kann alles, was die beiden schreiben, nur Schein sein.  Und der Schein trügt ja bekanntlich.

Zudem kennen sich die beiden angeblich Kennenden gar nicht. Das heißt, dass beide nicht voneinander wissen, wie sie sich normalerweise verhalten. Weder Emmi noch Leo können gestikulieren und Mimik von sich zeigen. Und ohne diese sehr wichtigen Aspekte der Kommunikation, kann man in diesem Fall nicht von einer gelungen Kommunikation sprechen. Denn laut Watzlerwicks Modell für Kommunikation gehört das Verhalten jeder Art dazu.

Dennoch ist es so, dass Leo und Emmi nicht aneinander vorbeireden und sich einander verstehen, da so gut wie keine Missverständnisse aufgetreten sind. Man merkt, dass sich die beiden auf der „gleichen Wellenlänge“ befinden, und es nahezu genießen, jemanden gefunden zu haben, der genauso ist wie sie.

Manchmal kommt es dem Leser so vor, als säßen die beiden gemeinsam an einem Tisch, was sie sich auch einbilden zu tun.

Liebesromane – Immer das Gleiche?

Es gibt kaum einen Liebesroman, in den so viel Intensität in die Sprache hineingesteckt wurde. Kaum gab es so einen grandiosen Sprachgebrauch wie in dieser Liebesgeschichte.        – Das heißt nichts Schlechtes.

Dieser Roman ist meiner Meinung nach auf jeden Fall „Kommunikationskunst auf höchstem Niveau“ aufgrund des sehr gebildeten, sehr witzigen und sehr amüsanten Sprachgebrauchs zwischen Emmi Rothner und Leo Leike.

Dennoch denke ich, dass das Buch nicht jedem gefallen wird wie die im Buch genannte Zeitschrift „Like“, die ebenfalls von den beiden Protagonisten negativ bewertet worden ist.

Eine Love Story des 21. Jahrhunderts



Nordwind, Ostwind, Südwind, Westwind.
Was darf es denn sein? Etwas, was ,,Gut gegen Nordwind“ ist?

Glattauers Liebesroman setzt sich mit einer Brieffreundschaft via E-Mail auseinander. Kommunikation des 21.Jahrhunderts läuft nicht mehr von Angesicht zu Angesicht ab, sie findet nun mithilfe kurzer Nachrichten statt. Treffen ist dabei der größte Schrecken der ganzen Profile, die Tag für Tag miteinander kommunizieren.

Alles leere Gesichter.

Doch was, wenn man der Realität begegnen will? 
Vor allem, wenn Name, Schuhgröße und Beruf die einzigen Informationen sind, die man hat? Ist hier die Rede von Kommunikationskunst auf höchstem Niveau?
Liebe auf den ersten Blick wird hier vergeblich gesucht, aber dass und wie sich die Liebe via E-Mail in das Leben der beiden Protagonisten schleicht, ist hier das Begeisternde.

Ein virtueller Ritter, ein realer Sprachpsychologe


Die Story ist simpel. Eine falsch adressierte E-Mail, ,,Er“ antwortet. Noch eine falsch adressierte E-Mail, ,,Er“ antwortet wieder. Der einem entgegenkommende Ritter scheint makellos zu sein, hat aber kein Gesicht. Er ist Sprachpsychologe und enthält den ,,Nicht-Humor“. Den Rest kann man sich schon denken.
 An der Realität dieser Love Story ist dennoch zu zweifeln. Schließlich wird keine Freundschaft per Telefon angefangen, weil man oftmals zu schlau war, die falsche Nummer zu wählen, ohne, dass es einem überhaupt bewusst wurde. Eine kleine, verzeihliche Blamage der Prinzessin, die sie anscheinend leicht wegstecken kann. Belästigung ist hier kein Wort, da sich beide auf einer Wellenlänge befinden.

Die Firewall zum Schutz



Anlass zur Sorge bereitet Leo Leikes Versteckspiel. Er, unser Ritter, versteckt sich in seiner Burg hinter seiner Firewall und geht so einem Treffen aus dem Weg. Ein Verdacht wäre somit begründet. Hat er doch eine Freundin? Hat er etwas zu verheimlichen? Aber Prinzessin Emmi vertraut ihrem Prinzen blind. Zärtlichkeiten, Berührungen, Liebkosungen, Küsse. Das fehlt den beiden dennoch.

Kein Happy End



Zugegeben: Emmi ist vernarrt in Leo, kann ein Treffen kaum noch erwarten. Es geht schon soweit, dass sie simulieren, sich ein Kabel zu geben, ein virtuelles Kabel.
Der Leser wird auf die Folter gespannt, will ein Treffen, doch so soll die Story nicht enden. Vielleicht sind beide Personen doch zu unterschiedlich. Emmi hat ,,ihren“ Bernhard und die Kinder, Leo trauert seiner Ex nach. Von ihr loskommen, kann er nur durch seine Stütze Emmi, die dann zum Marlene-Ersatz wird. Eifersucht ist auch ein wichtiger Aspekt dieses Märchens ohne Happy End. Für die Fortsetzung ist nun zu erwarten, dass Emmi am Ball bleibt, aber ihre Anhänglichkeit in Grenzen hält.

Versteckte Botschaften



Die Kommunikation beider Protagonisten verläuft symmetrisch. Der Roman versteckt eine Menge an Ironie und Humor zwischen den Zeilen. Einmal Hinschauen reicht da nicht aus, da das Versteckspiel nicht aufhört. Das treibt den Leser zum Weiterlesen an, obwohl Emmi und Leo kaum direkter sein können. Die Kunst liegt hier nicht in der Offensichtlichkeit, sie liegt zwischen den Zeilen mit ihren Botschaften. 
High Class Kommunikationskunst à la Glattauer.